Preußisch Ströhen ist die nördlichste Ortschaft Nordrhein-Westfalens. Es liegt im Norddeutschen Tiefland, genauer gesagt an der Grenze von der Rahden-Diepenauer Geest und Diepholzer Moorniederung.
Preußisch Ströhen ist ein Ortsteil der Stadt Rahden im äußersten Norden von Nordrhein-Westfalen zwischen Bielefeld und Bremen. Preußisch Ströhen gehört zum Kreis Minden-Lübbecke in Ostwestfalen-Lippe.
Ströhen taucht in der ursprünglichen Schreibform ›Stroden‹ erstmals 1080/1088 in einer Urkunde der Diepholzer Edelfrau Gisela (Gysla) als Benennung des hier gelegenen Aue-Bruchwaldgebietes auf. Während der flussabwärts gelegene ›Neddern Stroden‹ mit der Grafschaft Diepholz als ›Ströhen‹ an Hannover kommt, wird der alte ›Obern Stroden‹ im Westfälischen Frieden von 1648 mit dem Bistum Minden Kurbrandenburg zugeschlagen und heißt Strohden oder Ströhen, seit hundert Jahren ›Preußisch Ströhen‹. 1842 wird es eine Kommunalgemeinde im Amtsbereich Rahden, 1847 ev.-luth. Kirchengemeinde im Kirchenkreis Lübbecke.
Mit der Gebietsneuordnung von 1973 sind sieben Dörfer zur Stadt Rahden vereinigt worden. Preußisch Ströhen dehnt sich mit seinen Ortsteilen auf über 35 Quadratkilometern aus. Es ist damit ein ähnlich weitläufiges Flächendorf wie die benachbarten niedersächsischen Ortschaften Ströhen und Wagenfeld. Sie gehören zu den Niederungs- und ehemaligen Moor- und Heidegebieten an Hunte und Großer Aue, die beide zur Weser entwässern.
Flussläufe der Großen Wieckriede, der Kleinen Aue und des Großen Diecks durchziehen alle Ortsteile und münden noch vor der Landesgrenze in die Große Aue. Ein gepflegtes Netz von Wegen, Orts- und übergeordneten Straßen, von Birken oder Eichen gesäumt, macht jedes Haus, jeden Betrieb erreichbar.
In den westlichen Ortsteilen kann man die Blicke beeindruckend weit schweifen lassen bis hin zum fernen Stemweder Berg im Dümmerland. In den mittleren und östlichen Ortsteilen, also östlich der B 239 und der Bahnstrecke Bünde-Bassum, befindet man sich in einer parkähnlich erhaltenen Landschaft mit uralten Feldgehölzen, Bruchwäldchen, Baumgruppen und jüngeren Renaturierungsgebieten. Immer noch sichtbar ist in mehreren Fällen die alte siedlungsgeschichtliche Form der Doppelhofbildung, wie sie in der hiesigen Region sonst kaum vorkommt.
Auf den ersten Blick bereits ist Preußisch Ströhen landwirtschaftlich geprägt. Nebenerwerbsbetriebe und eine Reihe von Vollerwerbsbetrieben, die zunehmend kooperieren, bilden wichtige Erwerbsgrundlagen. Die Erzeugung von Solarenergie und Biogas sind neueste Entwicklungen. Aber auch die Pferdezucht zeigt sich auf den Weiden des Reiterdorfes Preußisch Ströhen. In Ströhen leben rund 2.100 Ströherinnen und Ströher.
Auf vielen Gebieten engagiert zeigt sich die Ev.-luth. Kirchengemeinde Preußisch Ströhen. Neben den unterschiedlichsten gemeindlichen Kreisen und Chören stellt sie ihren Gemeindesaal und die denkmalgeschützte neugotische Kirche für öffentliche Belange zur Verfügung. Im 150. Gründungsjahr gab die Kirchengemeinde 1997 ein auch in wissenschaftlichen Kreisen beachtetes Buch mit Beiträgen zur Geschichte Preußisch Ströhens heraus.
Über ein Dutzend Vereine, teilweise mit Mitgliederstärken von über 600 Personen, sind aktiv und untermauern die Dorfgemeinschaft. Eine Besonderheit ist, dass Vereine und Gemeindegremien nach dem ›Preußisch Ströher Modell von 1975‹ einen Sitz im Erweiterten Vorstand der Heimatfreunde haben. Dieses Gremium, bei Bedarf einberufen, kann für gute Information und Aufgabenverteilung sorgen. Die Dorfgemeinschaft errang 1979 die Bundes-Goldmedaille.
Eingeweiht wurde das Gotteshaus am 3. August 1857. Auf Wunsch des Preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. erhielt es den Namen ›Immanuelkirche‹. Seit 2005 ist die denkmalgeschützte, neugotische Backsteinkirche in die Listen der Radfahrerkirchen und der Offenen Kirchen aufgenommen, man kann sie also täglich aufsuchen. Das Innere ist lichtdurchflutet und beeindruckt seit den umfangreichen Renovierungen in 1976 mit seinem Gestühl in Natureiche, seinem neuklassizistischen Chorbereich und einer wertvollen Orgel von Schuke-Berlin.
Der nördlichste Punkt des Landes Nordrhein-Westfalen befindet sich in der Ortschaft Preußisch Ströhen. Er liegt 52 Grad 32 Minuten nördlicher Breite und etwa 8 Grad 39 Minuten östlicher Länge. Der NRW-Nordpunkt ist ein beliebtes Ziel für Tagestouren, vor allem Radfahrergruppen sowie Skater besuchen gerne den Nordpunkt. Er bietet neben einer Sitzgruppe, einer Informationstafel, einem Kunstwerk und einem Steintisch in der Form des Landes Nordrhein-Westfalen noch einen vielseitig nutzbaren Mehrzweckraum mit sanitärer Anlage, der auf Anmeldung geöffnet wird.
Quelle: www.rahden.de